Eine Beobachtung

Grenzen werden auf der Weltenbühne neu verhandelt. An mehreren Orten - gleichzeitig. Und wenn man genau hinschaut, erkennt man ein Muster.

Wir beobachten gerade – im September 2025 – eine Reihe von Entwicklungen, die alle eines gemeinsam haben: Territorien werden neu verhandelt. Grenzen werden in Frage gestellt. Kontrolle wird verschoben. Und die Geschichten, die dazu erzählt werden, weisen merkwürdige Widersprüche auf.

Schauen wir uns einige Entwicklungen an. Um Fragen zu stellen.

Gaza: Der 20-Punkte-Plan zur Neuordnung

29. September 2025. Trump und Netanyahu präsentieren im Weißen Haus einen 20-Punkte-Plan zur "Beendigung des Krieges in Gaza".

Netanyahu stimmt zu. Die Palästinensische Autorität begrüßt die Bemühungen. Hamas hat den Plan noch nicht erhalten.

Was steht drin?

  • Gaza wird temporär von einem "techno kratischen, apolitischen palästinensischen Komitee" verwaltet.
  • Ein "Peace Board" unter Leitung von Trump soll die Übergangsregierung überwachen.
  • Kein Annexion – aber auch keine Hamas, keine Palästinensische Autorität.
  • Langfristig: "Glaubwürdiger Weg zur palästinensischen Selbstbestimmung und Staatlichkeit".

Die Fragen:

  • Wer entscheidet, was "apolitisch" bedeutet?
  • Was bedeutet "temporär" – und wer bestimmt, wann die temporäre Phase endet?
  • Ein von Trump geleitetes Board über palästinensisches Territorium – ist das eine Verwaltung oder eine neue Form der Kontrolle?
  • Und die entscheidende Frage: Werden die Palästinenser selbst in diese Entscheidungen einbezogen – oder wird über ihre Köpfe hinweg entschieden?

Ukraine: Von Gebietsverlust
zu "vollständiger Rückeroberung"

Vor wenigen Wochen sagte Trump noch, die Ukraine müsse realistisch sein. Ein Frieden würde Gebietsabtretungen erfordern. Die Ukraine "hat nicht die Karten" für eine bessere Verhandlungsposition.

23. September 2025. Trump vor der UN-Vollversammlung: Plötzliche Kehrtwende.

"Ich denke, dass die Ukraine mit Unterstützung der Europäischen Union in der Lage ist, die gesamte Ukraine in ihrer ursprünglichen Form zurückzugewinnen."

Was hat sich geändert?

  • Nicht die militärische Lage an der Front
  • Nicht Russlands Stärke (die Wirtschaft ist unter Druck, aber das war sie vorher auch)
  • Nicht die Position der Ukraine (die Forderung nach vollständiger Rückeroberung war von Anfang an da)

Die Fragen:

  • Was ist zwischen Anfang September und dem 23. September passiert?
  • Warum spricht Trump plötzlich davon, dass die Ukraine "ohne Gebietsverlust" gewinnen kann?
  • Wurde eine Entscheidung getroffen, die noch nicht öffentlich ist?
  • Und vor allem: Wer bestimmt, welche Grenzen "die ursprüngliche Form" sind? Die von vor 2022 – oder die von vor 2014 (inklusive Krim)?

Grönland, Kanada, Panama: Trumps Wunschliste

Seit Januar 2025 spricht Trump offen darüber, dass Grönland Teil der USA werden soll. Nicht als Joke. Als ernsthafte Forderung.

  • Grönland: "Die Menschen dort werden enorm davon profitieren, falls – und sobald – es Teil unserer Nation wird."
  • Kanada: "Wenn Kanada mit den USA fusionieren würde, gäbe es keine Zölle, die Steuern würden deutlich sinken."
  • Panama-Kanal: Sollte wieder unter US-Kontrolle gebracht werden.

Trump schließt militärische Optionen nicht aus. Er droht Dänemark mit Zöllen. Sein Sohn Donald Jr. fliegt medienwirksam nach Grönland – angeblich "Privatbesuch".

14. März 2025. Trump im Weißen Haus, neben NATO-Generalsekretär Mark Rutte:

"Ich denke, es wird passieren. [...] Mark, wir brauchen das für die internationale Sicherheit, nicht nur die nationale Sicherheit, sondern die internationale."


Die Fragen:

  • Warum werden diese Forderungen jetzt erhoben – nach Jahrzehnten stabiler Grenzen?
  • Warum spricht ein US-Präsident offen über territoriale Expansion, während gleichzeitig andere Länder (wie Russland) für genau das sanktioniert werden?
  • Warum wird das NATO-Bündnis in Überlegungen zur "Sicherung" Grönlands einbezogen – obwohl Grönland bereits zu Dänemark gehört, einem NATO-Mitglied?
  • Und: Wer entscheidet eigentlich, welche Territorien zu wem gehören – und nach welchen Regeln?

Das Muster: Territorien unter neuer Verwaltung

Schau dir die Gemeinsamkeiten an:

  1. Gaza: Neue Verwaltungsstruktur. Alte Akteure (Hamas, PA) ausgeschlossen. Temporäre "Übergangsregierung" unter externer Leitung.
  2. Ukraine: Plötzlicher Kurswechsel von "Gebietsabtretungen notwendig" zu "vollständige Rückeroberung möglich". Aber unklar, was das konkret bedeutet.
  3. Grönland, Kanada: Offene Forderungen nach Eingliederung in die USA. Militärische Optionen nicht ausgeschlossen.

Was fällt auf?

  • Überall geht es um Kontrolle über Territorien
  • Überall gibt es Widersprüche in den öffentlichen Narrativen
  • Überall werden neue Strukturen vorgeschlagen – aber die betroffenen Bevölkerungen sind nicht Teil der Entscheidung

Die unbequemen Fragen

Ich will hier keine Antworten geben. Lass uns Fragen stellen. Fragen, die im normalen Nachrichtenstrom untergehen.

Zur Legitimität:

  • Wer hat die Autorität, über Territorien zu entscheiden?

Zur Orchestrierung:

  • Ist es Zufall, dass diese Entwicklungen parallel laufen?
  • Werden Territorien gerade neu verteilt – wie auf einem Spielbrett?

Zur Erzählung:

  • Warum ändern sich Narrative so schnell? (Ukraine: erst Gebietsverlust, dann Rückeroberung)
  • Nach welchen Regeln wird hier gespielt – und wer macht diese Regeln?

Zur Rolle der Bevölkerung:

  • Wo sind die Palästinenser in den Entscheidungen über Gaza?
  • Wo sind die Grönländer in den Plänen für ihre Zukunft?
  • Werden Menschen gefragt – oder verwaltet?

Eine Einladung zur Beobachtung

Dieser Artikel gibt keine Antworten. Er lädt dich ein, selbst zu beobachten.

Schau dir die Nachrichten der kommenden Wochen an. Achte darauf:

  • Welche Territorien werden noch "neu organisiert"?
  • Welche Widersprüche fallen dir auf?
  • Welche Geschichten werden erzählt – und welche nicht?

Und dann frage dich:

  • Wird die Welt gerade neu geordnet – und wenn ja, nach wessen Plan?


Deine Beobachtungen

Hast du weitere Beispiele bemerkt? Siehst du andere Widersprüche?

Nutze die Kommentarfunktion unter diesem Artikel, um deine Beobachtungen zu teilen. Oder nimm dir Zeit für eine stille Reflexion – und schreibe auf, was du siehst.

Die Territorien werden neu verhandelt. Die Frage ist nicht, ob das geschieht.
Die Frage ist: Wer entscheidet – und nach welchen Regeln?


alexander

Von

alexander Wagandt

  • Lieber Alexander,Dein Text war kein Artikel im klassischen Sinn –
    sondern ein Impuls, der etwas freigelegt hat.Die Muster sind sichtbar.
    Die Wiederholungen spürbar.
    Das Alte brodelt – und es ist nicht mehr haltbar.Es geht nicht um Meinung,
    sondern um Wahrnehmung.
    Nicht um Analyse,
    sondern um Resonanz.Danke für die Einladung,
    nicht zu glauben – sondern zu beobachten.
    Nicht zu reagieren – sondern zu erkennen.Das Feld ist offen.
    Die Bewegung geschieht.

  • Lieber alexander, für mich ist erkennbar, wie diffus und scheinbar widersprüchlich die Ereignisse sind. Sollte es schon vorher kein Durchblick gegeben haben, ist es nun fast unmöglich sich noch einen Durchblick zu verschaffen.

    Das Resultat: Es ist ein instabiler Zustand geschaffen worden, der nun vielfältigste „glaubhafte“ Narrative und Optionen ermöglicht. Vorher galt es bestimmte Zustände stabil zu halten, jetzt nicht mehr.

    Mehr als erstaunlich ist zudem, welche Opfer noch vor Jahrzehnten gebracht wurden, um bestimmte Narrative aufzubauen und zu verteidigen, bspw. die FED, etc. Heute werden diese aus meiner Sicht bewusst ins Wanken gebracht. Und was wankt, kann man in Position halten oder auch in eine bestimmte Richtung kippen lassen…

    • … und zusätzlich (Europa) die offiziellen „Notwendigkeiten“ für die Verschiebungen (Krieg, Waffen kaufen und liefern) bezahlen…

  • Beobachtung der wichtigen Ereignisse zwischen Anfang und Mitte September: am 10. September wurde ein Mensch geopfert- Charlie Kirk wurde öffentlich erschossen und anschließend in einer großen Memorial Feier rituell verabschiedet. Die üblichen Widersprüche und Kennzeichen der 3- Buchstaben- Diensten waren erkennbar.

  • Da wir die teilweise sehr alten Verträge nicht kennen, wenn wir sie kennen nicht wissen, ob nichtöffentliche Zusatzprotokolle anhängig sind, nicht wissen wann die Verträge auslaufen, bzw. bereits ausgelaufen sind, können wir nur beobachten.

    Immerhin hat der Club of Rome 1972 in „Die Grenzen des Wachstums“ eine Weltkarte veröffentlicht, auf der die WELT in 10 Regionen aufgeteilt ist.

    In Daniel 7,7 und Johannes Offenbarung 17,12, ist von „zehn Königen“ oder „zehn Hörnern“ als Symbol für politische Mächte die Rede. Mit ein bisschen Fantasie kann man da eine Beziehung herstellen.

    Region 1 auf der Karte des Club of Rome sind die Körperschaften, die wir heute USA, Kanada, Alaska und Grönland nennen.

  • Habe gerade zu diesem Thema gestern abend ein interessantes Video auf youtube.de gesehen: „Marionetten und ihre Meister – Wer steuert die Welt?“ Länge ca. 1 Std.
    (keine Angst, man wird nicht bekehrt) Kurt Piesslinger ist einfach Klasse und seine Adventgemeinde bietet den freien Raum für diese Vorträge. Wie gesagt, was schon da ist an Gedanken muss man sich nicht selber zergrübeln…

  • Namaste alexander,

    Danke für die Einladung zur Beobachtung 🙂

    Was mir zur Zeit – in Bezug auf Deutschland – extrem auffällt, sind die von dir so genannten „nassen Waschlappen“ die im Rekordtempo um sich klatschen. Und sehr sehr oft wenden sie sich gegen die Älteren hier im Land. „Länger arbeiten“, „Pflegestufe I abschaffen“, „Zusatzverdienst bei Rente wird doch versteuert“, Debatten wie „Soziales Jahr für Rentner“ oder auch Forderungen wie „Alte sollen in kleinere Wohnungen umziehen“ und sogar „Keine sozialen Medien ab 60 „. Ich hab den Eindruck einer zunehmenden Entmenschlichung auf der einen Seite: „Ach, es ist doch nur ein oller Rentner…“ – und gleichzeitig erzeugen solche Diskussionen ein Brodeln und eine spürbare Wut bei den Älteren. Was steckt dahinter? Warum erfolgt das so intensiv?

    Ich danke dir für die vielen Fragezeichen in deinem Text.

    • Das sind die geburtenstarken Jahrgänge. Die Generation darüber in den 80igern bis 90 Jahre wie z. B. meine Eltern sind ja fast weg…Und die zwischen 60 und 70 Jahren sind doch noch zahlreich vorhanden. Das ist doch eine verwertbate Recource…Aber Du hast recht Anette, die Wut wächst jedenfalls im Osten. Ich glaube, der Sachse lässt sich das alles nicht mehr lange gefallen. Jedenfalls die Handwerker, der Mittelstand. Die haben ein gutes Gedächtnis, was die DDR und den Sozialismus-Kommunismus angeht. Genau das spielt sich doch schon längst hier ab. Seit ca. 10 Jahren wird es deutlicher. Nun ist das nächste Regime in eifriger Vorbereitung. Aber die Zeit wird knapp. Noch einpaar freche „Patzer“ und manche werden Lust bekommen, denen das Maul zu stopfen. Immer erst nasse Waschlappen verteilen, dass es nur so klatscht und schauen, wie der „Pöbel“ reagiert. Das macht Trump ganz genauso. Denk mal an das Bild von ihm, das um die Welt ging unmitelbar vor der Papstwahl. Die Italiener waren krachend sauer auf ihn. Wir haben damals abends Eine Kerze ins Fenster gestellt, weil wir große Angst hatten, die Russen fahren wieder mit Panzern vor und militärische und polizeiliche Gewalt ersticken die friedlichen Demonstrationen.

    • Ich bin eine Rentnerin und schmunzel bei all diesen Forderungen. Mich macht das nicht wütend, mich amüsiert das eher, denn a) bekomme ich das nur selten mit, da ich gar keinen ÖRR nutze und b) sind es ja erstmal nur Forderungen. Wenn ich da jedes Mal emotional reingehen, dann ist das für mich vergeudete Energie.

  • Diese Frage stelle ich seit vielen Jahren. Wer hat die aktuellen Grenzen gezogen? Beispiel Afrika, mit dem Linial und um größtmögliche Probleme zwischen den Ethnien zu schaffen …

  • Hallo,
    weitere Beispiele liegen ganz nah vor unserer Haustür: der durch nichts legitimierte Putsch der Scheidemann-Truppe 1919, der dann zu Versailles führte- indem die Angloamerikaner hier in Mitteleuropa den Fuß in die Tür bekamen.
    Seit 1914, also vor Kriegsbeginn, ist damit die Legitimation hier erloschen und es ist alles ungültig was seitdem geschah. Und warum geschieht es dennoch? Weil es geltend gemacht wird. Durch Erpressung, Nötigung, Täuschung, Scheinlegitimation,… -siehe die Wahlen. Offenbar sind diese eine wesentliche Systembestätigung und deren Legitimierung dieser ungültigen Zustände: aber die Mehrheit will es doch so.
    Zu Wahlen hier ein bemerkenswerter Austausch YT: „Blog-M Harald Kautz“
    https://youtu.be/TCdiAdT600w?t=2663

    schöne Grüße
    d-irk

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